Ada Stefanie Namani * Devinderjit
Positive Vibration

Auf der anderen Seite.

Was treibt denjenigen an, der Vorwürfe macht?

Wir brauchen Lehren zur Resilienz, Selbsterkenntnis und Bewusstseinserhöhung gerade jetzt dringender denn je. Es ist womöglich kein Zufall, dass deren Lehrende gerade in dieser Zeit so stark in Misskredit gekommen sind, die Gemeinschaften so profund gesprengt wurden. Weil sie furchtlos machen und genau das Wissen vermitteln, das Inszenierungen und Verführung aufdeckt:

Die Kundalini ist nicht gefährlich. Das einzig gefährliche ist ein Mensch mit aufgestiegener Kundalini, denn er kann nicht belogen oder bestochen werden. Yogi Bhajan

Unbeherrschbar und unempfänglich für Propaganda und Verführung wird ein Mensch, der echte Stärke hat. Es geht hier um Resilienz und Erkenntnisfähigkeit, um Gottvertrauen, um das Wissen, was ein Mensch wirklich ist und wie eine Gemeinschaft in widrigen Verhältnissen mehr als nur überleben kann. Da ist das yogische Wissen keine Wellness-Zutat mehr, sondern ein Pfadfinderhandbuch zum Leben in der Wildnis, wenn die Rahmen-Gesellschaft nicht mehr trägt. Da sind starke Gemeinschaften Inseln, die widerstandsfähig gegen Spaltung und Beeinflussung sind.

Können wir es uns angesichts dessen leisten, unsere Gemeinschaften in den Grundfesten zu erschüttern? Ja, unbedingt, denn wir müssen die Anhimmelungs-Gewohnheiten des Fischezeitalters überwinden und dann gereinigt von Illusionen und Hierarchien und gestärkt, zeitgemäß weitergehen. Sollten wir das Kind mit dem Bade ausschütten? Mir scheint, auf keinen Fall. Denn wir brauchen alles, was uns Halt, Heilung und Erleuchtung bringt, dringender denn je.

Wie wird denn die Destruktion, über das Erhellen tatsächlicher Missstände hinaus, vorangebracht?

Eine meiner Ideen: Mancher Menschen Ego erträgt es nicht, darauf zurück zu blicken, dass sie sich weit genug erniedrigt haben, damit jemand anderes sie erheben konnte. Es stört ihr Selbstgefühl, nicht alles schon immer gewusst, alles selbst erreicht zu haben. Dankbarkeit zu zeigen könnte den Rückblick auf die eigene Geschichte trüben. Jeder Mensch hat einen anderen Menschen, während dieser ihn noch erhob, als Gabelstapler gebraucht. Dabei ist eine spezielle Art von Beziehung entstanden.

Quasi wurde der erhebende Mensch wie ein Vorfahr in die Ahnenreihe des Erhobenen eingereiht, hat eine Paten-Rolle eingenommen. Der erhobene Mensch, der sich bereits mit den eigenen Ahnen unwohl gefühlt hat, wird früher oder später sein Unwohlsein auf seinen Lehrer übertragen, um es los zu werden. Siehe auch Artikel Ahnen-Yoga

Was er dabei vergisst: Gerade durch dies Verhalten erniedrigt er sich wieder, und die Anerkennung, die er von Zuhörern seiner Geschichte zu erhalten meint, ist unecht. Das Leuchten, das er beim Erhoben-Werden erfahren hat, verliert er wieder. Das ist schade, denn das Erhoben-Werden hätte echt werden können, erhalten werden können in der Dankbarkeit.


Ein Gefühl dafür, wie viel gelogen wird in der Dynamik von Enthüllungen (und wie bereits betont: Dei Enthüllungen und Enttäuschungen an sich sind heilsam und notwendig!), bekam ich erst, als ich erfuhr, wie über mich selbst gelogen wurde. Jemand machte mich auf einen Podcast unter dem Titel "Uncomfortable Conversations" aufmerksam, in dem mein früherer Gongschüler, dann Ausbilder-Kollege, über mich sprach. Dabei nehme ich keine Hauptrolle ein in dieser generellen Abrechnung seiner Geschichte in unserem Berufsverband. Auch werde ich nicht namentlich genannt.

Quasi werde ich in mehreren seiner Erinnerungen, welche sich von meinen doch sehr unterscheiden, als eine von "denen" gezeigt. Nicht extrem, aber doch nahe den Linientreuen im Berufsverband, welche bevorzugt wurden und an einer kritischen Auseinandersetzung mit Dogmen und Geschäftemachereien wenig interessiert gewesen sei, anders als er, der Erzähler und Wahrheitssucher.

Es ist kurios, denn ein großer Teil unserer Zusammenarbeit bestand eben genau darin, gemeinsam abzuwägen: Wieviel Reflexion und Kritik an Dogmen können wir auf Bühnen und in die Ausbildung bringen, ohne von der Bühne geworfen zu werden, wieviel ist verdaubar; wo wird es zuviel, und andere Inhalte leiden vielleicht? Heute behauptet er: Daran, dass ich zuviel Berufsverband-konform machen wollte, sei am Ende unsere Zusammenarbeit gescheitert.

Über die echten Gründe dessen, warum ich nicht mehr mit ihm ausbilde, habe ich, um seinen Ruf zu schützen, nie auch nur in kleiner Öffentlichkeit gesprochen. Übrigens gab es noch nicht einmal ein wirkliches Zerwürfnis. Ich bin ihm für vieles von Herzen dankbar aus der Zeit unserer Zusammenarbeit. Wenn er entscheidet, mir nicht dankbar sein zu wollen, so sei es. Wer mich kennt, kennt die Geschichte anders, und kennt mich anders (und zwar schon wesentlch länger, als mein Ex-Kollege überhaupt in die Nähe des Yoga oder Gongs kam, Kenntnis von Missständen im Berufsverband hatte oder Gelegenheit zu einer Auseinandersetzung).

Wer seine Darstellung hört und mich nicht kennt, kann es nicht wissen. Während er es erzählt, klingt er indes deutlich, als hätte er dies schon oft so erzählt und würde sich selbst alles längst glauben.


Das zu hören war wirklich schmerzhaft, und ich versuchte, mit diesen Menschen ins Gespräch zu kommen: mit dem, der über mich sprach und mit der, die das veröffentlicht hatte. Ich betonte, dass ich bereit sei, zu lernen, wollte und will wirklich in die Auseinandersetzung gehen. Die blanken Lügen, die Verwechslungen und Missverständnisse zeigte ich auf und bat mehrfach um Begegnungen. Keiner von beiden erklärte sich dazu bereit, mit mir zu reden und die Wahrheit gemeinsam zu suchen.

Das ist doch wirklich merkwürdig: Behauptungen über einen Menschen abzuliefern, mit dem man viel geteilt hat, und sich dann taub zu stellen, wenn dieser Mensch anklopft und sagt: "Moment mal, das war doch ganz anders? Können wir bitte darüber reden?"

Mir wurde angeboten, meine Geschichte ebenfalls öffentlich zu erzählen, allerdings unter Aussparung jeglicher Gegendarstellung, aber was genau soll das bewirken? Ich befürchte, das öffentliche Waschen schmutziger Wäsche (zumal in den sozialen Medien und Einweg-Kommunikation wie Podcasts) wird der Heilung nicht wirklich dienen. Nachvollziehen kann ich dies noch als hilflosen Versuch, sich von einer alten Geschichte zu befreien, wenn der Gegenpart nicht mehr lebt. Aber wenn der andere für Wachstum und Erkenntnis noch zur Verfügung steht?

Helfen würde der Dialog, der vielleicht feststellt, woher Verletzungen wirklich stammen. Der klären kann, was zu klären ist. Indem verziehen werden kann, was verzeihlich ist. Der auch wieder die wechselseitige Wertschätzung ans Licht bringen kann. Wenn wir eine neue Gesellschaft bauen wollen, dann sollten wir uns darin möglichst viel üben, und daran wachsen.

Ich habe um eine Auseinandersetzung gebeten und tue dies weiterhin. Auf eine Weise dargestellt zu werden, in der ich mich selbst nicht wiedererkenne, ohne Gelegenheit zu Gespräch oder wenigstens Gegendarstellung, das scheint mir eine gute Sache der gehabten Geschichte zu verraten. Ich bitte auch Dich, solltest Du als Leser*in dieser Zeilen mit mir etwas Klärenswertes habes. Wie jeder Mensch mag ich Fehler gemacht haben, daraus möchte ich gern lernen.

Und ich wäre dafür, solche Überlegungen mit einzubeziehen bei der Lektüre von Erzählungen über Nanak, Yogi Bhajan und all die durch den Kakao gezogenen Meister, die sich hierzu nun gar nicht mehr äußern können.

 
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